Der Hund als soziales Wesen

Für ein konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Hund ist die Sozialisation des Hundes eine wesentliche Voraussetzung. Hunde sind nicht von Vornherein auf den Menschen geprägt, sondern diese sind zunächst Fremde für den Welpen. Sie müssen also lernen, den Mensch als Partner zu akzeptieren. Siehe hierzu auch "Kommunikation"!

 

Sozialisation bedeutet aber auch, dass der Hund anderen Artgenossen gegenüber ruhig und sicher auftritt. Daher ist es wichtig, den Hund schon ab dem Welpenalter mit anderen Hunden zusammenzubringen (Welpenschule!).

 

Zwischen Hund und Mensch gibt es in der Körpersprache und den Bedürfnissen viele Übereinstimmungen. Schwieriger wird es da schon bei Signalen, die beim Hund eine andere Bedeutung haben als beim Mensch. Ein gutes Beispiel ist der (intensive) Augenkontakt: Bei Menschen ist dies Höflichkeit, für den Hund eine Provokation. Es ist also für den Hund wichtig zu lernen, dass ein lächelnder Mensch freundlich ist und ihm nicht mit gefletschten Zähnen droht (siehe auch "Stress").

 

Aber auch den Umgang mit Artgenossen muss ein Hund lernen. Daher ist es wichtig, dass ein Welpe von klein auf Kontakt mit anderen Hunden hat. Je unterschiedlicher diese Hunde in Wesen, Rasse oder Alter sind, desto mehr lernt der Welpe. Eine Welpenschule ist für die Sozialisierung des Hundes perfekt.

 

Bei der Sozialisation sind die verschiedenen Entwicklungsstadien des Hundes wichtig. Sie sollten auch wissen, was Sie Ihrem Welpen in welcher Phase zumuten können oder sollen.

 

1. und 2. Lebenswoche = neonatale Phase. Die Welpen sind zunächst blind und taub, sie schlafen die meiste Zeit und kuscheln eng mit ihren Wurfgeschwistern.

 

3. Woche = Übergangsphase (Konsolidierungsphase). Augen und Ohren sind geöffnet, erste Kontakte mit der Umwelt sind möglich.

 

4. bis maximal 16. Woche = Sozialisierungsphase/Prägephase. Sie ist eine der sensibelsten Phasen in der Entwicklung des Hundes, in der sich Psyche und Gehirn entwickeln. Während dieser Phase ist der Welpe allem Neuen gegenüber sehr offen.  Es ist wichtig, dass der Welpe bereits beim Züchter die ersten positiven Erfahrungen macht. Wenn er um die 8. Lebenswoche herum zu seinen neuen Besitzern kommt,  ist es ebenfalls unerlässlich, dass er genauso gute Erfahrungen macht und ihm nichts Schlimmes widerfährt. 

 

In der Sozialisierungsphase soll der Welpe viele verschiedene Dinge kennenlernen: unterschiedliche Reize und Geräusche vom Auto bis zum Staubsauger, andere Tiere usw. Es ist auch wichtig, den Hund an gewisse Pflegemaßnahmen zu gewöhnen (Zähne und Pfoten anschauen usw.), damit der Hund beispielsweise beim ersten Tierarztbesuch nicht unnötig unter Stress gerät.

 

Abgesehen von den neuen Erfahrungen muss der Welpe in der Sozialisierungsphase auch die Beißhemmung erlernen. Wenn der Welpe beim Spielen zu ungestüm wird und Sie zwickt, tun Sie es der Hundemama gleich: Diese schreit oder winselt auf, schubst den Hund zur Seite und geht bzw. dreht sich weg. Diese Spielunterbrechung ist für den Welpen eine schlimme Strafe und er lernt rasch, dass Beißen negative Folgen für ihn hat.

 

Die zweite sensible Phase eines Hundes ist die Pubertät oder Flegelphase. Der Hund scheint nun alles vergessen zu haben, was Sie ihm jemals beigebracht haben, und probiert Kräfte und Grenzen aus. Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken und bestehen Sie weiterhin unbeirrt und konsequent auf der Befolgung Ihrer Befehle. Die Flegelphase ist mühsam, aber Durchhalten lohnt sich!

 

Über alle Phasen hinweg ist es notwendig, dass Sie eine Autorität für den Hund sind, der er Respekt und Vertrauen entgegenbringt. Ihr Hund wird Ihnen vertrauen, wenn Sie

  • seine Bedürfnisse kennen und darauf eingehen
  • die Situation immer im Griff haben
  • Ruhe und Souveränität ausstrahlen
  • gemeinsam mit dem Hund immer wieder interessante Dinge erleben
  • ihn nicht überfordern/unter (negativen) Stress setzen
  • in Ihren Reaktionen berechenbar sind
  • ihm helfen, wenn er sich unwohl fühlt.